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Die Behandlung der Toten vor etwa 60 - 70 Jahren

Bis zum Jahre 1961, dem Jahr als die Leichenhalle eingeweiht wurde, wurde in Lammersdorf beim Tod eines Mitbürgers i.d.R. wie folgt verfahren:
Es gab hier, wie in jedem Dorf, eine Person (meist eine Frau), die bei der Aufbahrung des Toten  half. In Lammersdorf hatte in der angegebenen Zeit "Kalls Gretche" diese ehrenvolle Aufgabe übernommen.
Gleich nachdem der Tod festgestellt worden war und die Totenglocke geläutet hatte, wurde sie ins Sterbehaus gerufen. Der / die Tote  wurde von ihr gewaschen und angezogen. Frauen zog man eine Totenhemd an, Männer wurden mit weißem Sonntagshemd und (meist) mit Anzug  aufgebahrt. Besaß der Tote eine Vereinsuniform (z.B. Schützenuniform), so wurde ihm diese oft angezogen.
Der Sarg, meist aus einfachem Fichtenholz gemacht, wurde erst am Tag vor der Beerdigung vom Schreiner geliefert.
Man bahrte den Toten deshalb zunächst auf einem einfachen Holzgestell auf, Schorf genannt. Meist wurden dazu Bretter auf zwei Holzböcke gelegt und dann mit weißen Tüchern überspannt.
In die Hände des / der Toten legte man einen Rosenkranz, oft auch das Sterbekreuz.
Das Zimmer in dem der / die Tote aufgebahrt wurde, wurde hergerichtet. Am Totenbett stand eine Schale mit Weihwasser und Buchsbaum. Die Übergardinen im Sterbezimmer wurden zugezogen, so dass das Sonnenlicht nicht mehr ins ZImmer fallen konnte. Stand oder hing eine Uhr im Zimmer, so ließ man das Uhrwerk stehen. Spiegel wurden mit einem schwarzen Tuch verdeckt. Welche Bedeutung diese Bräuche hatten, ist schwer zu sagen. Es war wohl keine christliche Symbolik, die den Hintergrund für diese Bräuche bildete.
Der Tod wurde in der Nachbarschaft angesagt. Man beauftragte meist eine Nachbarin, die eine enge Beziehung zu dem / der Toten hatte, mit dieser Ehrenaufgabe. Sie ging dann von Haus zu Haus und sagte:
"Ich söd üch saa konn, dat de Jupp (die Marie) dued es."
Die Nachbarschaft drückte die Anteilnahme aus.
"Jo, mir hand et att jehuert."
Oft wurde dann über die / den Verstorbene(n) und den Tod im allgemeinen gesprochen.
"Jo, dä ärme Jupp hat ett hengerr sich, dä hatt ussjeledee, ever an oss all kött e-mol och dä Dach...."
In der Familie des Toten hatte man schon vorher überlegt, wer den Toten bei der Beerdigung tragen sollte. In Lammersdorf war es Sitte, dass Männer aus der Nachbarschaft den Toten trugen. War der Tote aktives Mitglied in einem Verein, konnte man auch aus diesem Kreis die Träger auswählen. Es war eine Ehrenaufgabe, den Toten zu tragen und so mußte man genau überlegen, wer gefragt wurde und dass die Reihenfolge in der Nachbarschaft eingehalten wurde. Nicht selten kam es vor, dass jemand "sich auf den Fuß getreten fühlte", weil er sich bei der Auswahl übergangen fühlte.
In der Verwandtschaft wurde der Tod durch Familienangehörige, meist Tochter oder Sohn, angesagt.
Die Nachbarn und die Verwandten zeigten Hochachtung vor dem Toten durch einen Besuch im Sterbehaus. Ehe der Tote endgültig zu Grabe getragen wird, "mosse mir dä Jupp (oder die Marienoch ens kieke jonn."
Von den Angehörigen wurde man ins Totenzimmer geführt und verharrte dort in stillem Gebet neben dem Leichnam. Man hatte auch keine Scheu, Kinder mit ins Totenzimmer zu nehmen.
Zum Schluß segnete man den Toten mit Weihwasser.

Erwin Ungermann

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