Scholls und Halefesse
Die Dorfnamen Scholls und Halfesse sind mit einem Gebäudekomplex in der unteren Kirchstraße verbunden.
Dieser Gebäudekomplex bildete mit dem umliegenden Land vor der Franzosenzeit (1794 -1815) ein landesherrliches Freigut. Dieses Gut wurde in der Franzosenzeit konfisziert und an einen Leonard Scholl aus Eupen verkauft. Scholl betrieb eine Landwirtschaft, ein Fuhrunternehmen und im Haupthaus (=Kirchstraße 41) eine Gastwirtschaft und ein Geschäft.1 Leonard Scholl war mit Anna Linzenich verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, wovon das erste schon im Säuglingsalter, das zweite mit 35 Jahren in einem epileptischen Anfall verstarb. An Letzteres erinnert das Scholls Krötzsche im oberen Bereich der Hahnerstraße. 1827 starb Scholls erste Frau. Ein Jahr später heiratete er seine Magd Anna Margaretha Kreitz, eine Mänesse. Diese Ehe bleib kinderlos.
1845 wurde der Besitz geteilt. Das Haupthaus wurde an den Neffen von Scholls erster Frau, Anton Linzenich aus Eicherscheid, verkauft. Dieser verpachtete das Anwesen an eine Familie Teller, später an Becker. Diese Familien bekamen nach ihrer gesellschaftlichen Stellung den Dorfnamen Halefesse. Ein Halfe ist ein Pächter eines größeren Gutes.2
Scholl verblieb das Gesindehaus (Kirchstraße 45), wo er mit seiner zweiten Frau, Anna Margaretha Kreitz lebte. Er wurde der Namensgeber für den Wohnplatz Kirchstraße 45, der jetzt mit dem Namen „a Scholls“ bezeichnet wurde. Noch heute erinnert der Name "Scholls Gässchen", gelegen neben dem Haus Kirchstraße 45, an jenen Leonard Scholl.
Beibehaltung des Dorfnamens bei wechselndem Familienamen
Die Witwe des Leonard Scholl, Anna Margaretha Kreitz, verkaufte das Haus, Kirchstraße 45, an ihre Nichte, Anna Maria Kreitz, auch eine Mänes, und deren Ehemann Thomas Johnen, ein Meisenarelds. Mit dem Besitz des Hauses verlor die Familie die alten Dorfnamen. Sie übernahm den Wohnplatznamen „Scholls“. Ihre Kinder, z.B. Gertrud Johnen und Arnold Johnen, waren unter dem Namen „Scholls Drück“ oder „Scholls Arnold“ bekannt. Sie behielten als Personen ihren Dorfnamen ohne ihn in den Häusern, die sie später bewohnten, als Wohnplatznamen zu etablieren.
Der Dorfname Scholls ist ausgehend von einer namengebenden Person zu einem Wohnplatz oder Hausnamen geworden und dann, unabhängig vom Wohnplatz, zu einer Bezeichnung für eine bestimmte. Personengruppe aus dem Namensfeld Johnen geworden.
Die Witwe des Thomas Johnen, Anna Maria Kreitz, verkaufte 1911 das Haus Kirchstraße 45 an einen Albert Johnen aus Bickerath, der mit einer Anna Mathar, einer Jerresse, verheiratet war. Dieser Familie wurde nun nicht der Dorfnamen Scholls zugeschrieben. Eine solche Zuschreibung hätte zu einer Verwirrung in der familiären Zuordnung im Namensfeld Johnen geführt.
Das folgende Diagramm zeigt, dass der Dorfname Scholls in der männlichen Linie bei Scholls Arnold noch eine Generation weiter vererbt wurde, ohne dass sich der Name als neuer Hausname verfestigte, während er in der weiblichen Linie ausstarb.
1) J.Kreitz; Lammersdorf und seine Bewohner - einst und jetzt (Gemeindearchiv Simmerath)
2) Rheinisches Wörterbuch